Brauereigeschichte
Ein Blick in die Brauereichronik ist eine spannende Reise durch bald zwei Jahrhunderte Zeitgeschichte. Sechs Familiengenerationen, die jeweils in ihrer Zeit Beachtliches geleistet haben. Dabei war jeder Generation besonders wichtig, dass Werte wie Leidenschaft, Bodenständigkeit, Tradition und Ehrlichkeit mit Leben gefüllt und an die nächste Generation weitergegeben werden.
Rückblickend wird dabei häufig vergessen, dass die Braubranche in jeder Epoche mit ganz unterschiedlichen, meist sogar existenziellen Schwierigkeiten zu kämpfen gehabt hat. Leicht war es in keiner Generation. Das Gründungsjahr liegt noch weit vor der Kaiserzeit und anschließend wurden zwei Weltkriege und die damit verbundene Diktatur sowie ein Großbrand und die Weltwirtschaftskrise erfolgreich überstanden. Heute blicken wir voller Stolz auf die beachtliche Brauereigeschichte von der Gründung bis in die heutige Zeit zurück.
Familiär. Heimatverbunden. Unabhängig.
der Gründer: Ernst Johann Barre (1842-1878)
Im Jahr 1842 ist Deutschland lediglich ein Bund von Ländern, mit Österreich und Preußen an der Spitze. Der Lübbecker Ernst Johann Barre legt in diesem Jahr den Grundstein für die Privatbrauerei Barre. Der perfekte Standort ist schnell gefunden: am Hang des Wiehengebirges, nahe einer reinen Gebirgsquelle. Das natürliche Wasser soll die Qualität und den Geschmack der Biere besonders machen. Für die Lagerung der ersten Biere lässt Barre zusätzlich die ersten vier von später insgesamt zwölf Gewölbekellern in den massiven Fels bauen. Heute beherbergen diese Keller „Barre’s Brauwelt“.
der Pionier: Louis Barre (1878-1910)
In Lübbecke wohlbekannt als „der lange Louis“, ist er der erste norddeutsche Brauer, der eine Kältemaschine installiert – bereits im Jahr 1881. Revolutionär war diese Entscheidung deswegen, weil die maschinell erzeugte Kälte eine ganzjährige Produktion gewährleistete und das Warten auf kalte Jahreszeiten und den Einsatz von Natureiskühlung überflüssig machte. Louis Barre schuf somit die Voraussetzung für die Herstellung haltbarer Qualitätsbiere. Die Haltbarkeit war wichtig für kommende Generationen, denn auf dieser Grundlage konnte der Vertrieb ausgeweitet werden. So bezog zum Beispiel ab 1885 die Bremer Reederei Norddeutscher Lloyd jährlich 300.000 Flaschen aus Lübbecke.
der Steuermann: Ernst-Ludwig Barre I. (1910-1937)
Mit Ernst-Ludwig Barre I. durchlebt die Brauerei die unsicheren Zeiten des Ersten Weltkriegs und der anschließenden Weltwirtschaftskrise. Ersatzteile wie auch Rohstoffe sind begrenzt erhältlich, teuer und oft von mangelhafter Qualität. Ernst Ludwig Barre I. weicht, nach seiner Rückkehr aus dem Krieg, auf Ersatzmittel aus und steuert mit härtester Arbeit die Brauerei durch eine unsichere Epoche.
der Diplomat: Ernst-Ludwig Barre II. (1937-1965)
Nach dem frühen Tod seines Vaters übernimmt Ernst-Ludwig Barre II. im Jahr 1937 die Leitung der Brauerei. Während der Zeit des Zweiten Weltkriegs und in den darauf folgenden Jahren des Wiederaufbaus beweist er viel Geschick. In seiner höchst erfolgreichen Schaffensperiode kann auch das 100-jährige Bestehen der Brauerei gefeiert werden. Grund genug, 1954 den „Tag des Bierbrunnens“ zu etablieren – ein Fest, das bis heute weit über Lübbeckes Stadtgrenzen hinaus bekannt ist.
der Modernisierer: Ernst-Ludwig Barre III. (1965-1998)
Die moderne Marktwirtschaft befindet sich in ihren Anfängen und ebnet für Ernst-Ludwig Barre III. den Weg zum technischen Fortschritt. Innovative Technologien wie die vollautomatisierte Flaschenabfüllung und ein neuer Gär- und Lagerkeller mit Filtrationsanlage werden eingeführt. Das neue Werkstatt- und Magazingebäude sowie eine neue Malzsiloanlage werden in Betrieb genommen. 1981 dann der wohl auch heute noch bekannteste Meilenstein: Barre führt als erste Brauerei in Deutschland die historische Bügelverschlussflasche wieder ein, die 1968 landesweit vom Euro-Kronkorken ersetzt worden war.
der Visionär: Christoph Barre (seit 1998)
Christoph Barre setzt den Erfolgskurs der Brauerei in sechster Generation fort. Unter unabhängiger Führung und mit anhaltender Konzentration stellt er die Marke Barre als „Barre Privatbrauerei“ neu vor. Mit der Eröffnung von „Barre’s Brauwelt“, dem ersten und einzigen ostwestfälischen Brauereimuseum, mit der Einführung der Biere „Louis Barre Imperial“ und „Barre Keller 1842“ auf Grundlage historischer Rezepturen und mit der Eröffnung des neuen Sudhauses schafft es Christoph Barre, die Geschichte der Brauerei mit der Gegenwart zu verknüpfen. So bleibt Barre ein Familienunternehmen, das weiterhin mit Durchsetzungsvermögen und Innovation Geschichte schreibt.